Es gibt nicht nur Wandervögel, pardon: Zugvögel, sondern auch Wanderfische. Dazu zählt etwa die Meerforelle (Salmo trutta trutta), die im Laufe ihres Lebens mehrfach zwischen Fluss und Meer pendelt. Ihre Heimat sind Flüsse, die in den Atlantik, in den Ärmelkanal, in die Nordsee, in das Weiße Meer, in die Barentsee oder Ostsee münden. Die Meerforelle wandert ins Salzwasser ab und kehrt zum Laichgeschäft an ihren Geburtsort zurück. Allerdings schiebt ihr der Mensch manchmal einen Riegel vor. Durch die Verbauung der Flüsse mit Staustufen und Kraftwerken hat der beliebte Angel- und Speisefisch häufig keine Chance mehr, zu seinen Laichplätzen zu gelangen. Vielerorts war die Meerforelle deshalb verschwunden.
Die Meerforelle ist eine Unterart der Bachforelle. Fast zwei Jahre lang wächst sie ortstreu im heimatlichen Bach oder Fluss heran. Dann erlebt sie ihre „Pubertät”. Heftige Hormonschübe steuern die Umwandlung zum „Smolt”, einem 20-30 cm großen Jungfisch, der zur Abwanderung ins Meer fähig ist. Der Körper verändert sich und zieht sich in die Länge. Beim nächsten Mondwechsel wird es der Meerforelle im kleinen Bachbett schon zu eng. Stromabwärts lockt die große weite Welt, der Ruf des Ozeans. Meerforellen bleiben zwei bis drei Jahre im Meer, bevor sie zum ersten Mal für das Laichgeschäft den Rückweg antreten.
Für die Wiederansiedlung der Meerforelle, wie sie etwa in Brandenburg an Nebenflüssen der Elbe oder in Niedersachsen an der Wümme vorangetrieben wird, ist die Durchgängigkeit der Fließgewässer entscheidend. Nur dann sind die Laichplätze zugänglich. Wichtig sind zudem ein Initialbesatz mit Meerforellen und Überwachungsmaßnahmen, um den Lebenszyklus in Gang zu bringen und zu erhalten. In einzelnen Flüssen und Bächen bringen Helfer Gewässersohlen mit Kies, Steinen und Totholz zum Ablaichen ein.
Article no.: b3120
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