Es ist eines der Prunkstücke des „Neuen Grünen Gewölbes“ in Dresden: Die „Große Fregatte aus Elfenbein“ von Jacob Zeller (1581–1620). Der über einen Meter hohe Tafelaufsatz in Form einer von Neptun getragenen großen Fregatte ist – und das ist das Unglaubliche – nahezu komplett aus Elfenbein geschnitzt bzw. gedrechselt. Selbst die scheinbar vom Wind geblähten, pergamentdünnen Segel fertigte der Bildhauer aus Elfenbein an. Eines der Hauptsegel diente dem Künstler als Gestaltungsfläche, um das Wappen von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen sowie dessen Gemahlin Magdalena Sibylla von Brandenburg abzubilden. Gespannt werden die Segel durch eine hauchdünne goldene Takelage, in denen winzige Matrosen aus Elfenbein umherklettern. Ketten, Anker und Kanonen zieren Deck und Schiffsrumpf. Neptun selbst, der Gott des Meeres, sitzt auf einer geflügelten Kugel in einem Muschelwagen, der von Meeresrossen gezogen wird. Es scheint, als habe sich das göttliche Gespann eben erst aus den Fluten erhoben.
1610 begann Jacob Zeller seine Tätigkeit als Hofkünstler in Dresden zunächst noch unter Kurfürst Christian II. und nachfolgend unter Kurfürst Johann Georg I. Zahlreiche exzellente Elfenbeindrechselkunststücke von ihm und seiner Werkstatt gelangten zunächst in die Dresdner Kunstkammer und sind im Grünen Gewölbe bis heute erhalten geblieben. U.a. schuf er „Contrefaitkugeln“ – hohle Kugeln aus Elfenbein, in deren Inneren sich weitere Kugeln mit einem immer geringeren Durchmesser befinden.
Sein singulär gebliebenes Meisterwerk war jedoch die nach zeitgenössischen Vorbildern gearbeitete Fregatte, die er 1620, noch kurz vor seinem Tod vollenden konnte. Wohl wissend um die Besonderheit seines Elfenbeinschmuckstücks signierte Zeller sein Kunstwerk mit:
Damit wies er ausdrücklich darauf hin, dass er den Tafelaufsatz nicht nur gefertigt sondern auch erdacht hatte. Die Frage nach dem „Wer hat´s erfunden?“ war damit auf alle Zeit beantwortet.
Als „Die Sonne unter den Sternen“ rühmten Zeitgenossen einst den Künstler Tizian (um 1487/90–1576), der wie kein anderer die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts prägte. Tizian, der eigentlich Tiziano Vecellio hieß, malte religiöse wie mythologische Themen und zahlreiche Porträts. Er war einer der Hauptmeister der italienischen Hochrenaissance. In seinem langen Künstlerleben erreichte er eine fast so große Berühmtheit wie sein Zeitgenosse Michelangelo. Tizians Meisterschaft lag zweifellos in der Farbgebung und ihren vielfältigen, subtilen Nuancierungen.
Berühmt wurde Tizian vor allem aufgrund seiner Porträts. Fürsten, Kaiser und Päpste wetteiferten darum, von ihm gemalt zu werden. Insbesondere zu den Habsburgern unterhielt er enge Kontakte: Im Jahr 1533 wurde er Hofmaler unter Kaiser Karl V. und porträtierte diesen und seine Familie regelmäßig. Man sieht den Gemälden an, dass der Monarch zu dem Künstler eine enge persönliche Beziehung pflegte. Der Legende nach soll des Kaisers Respekt vor dem Künstler so groß gewesen sein, dass er sich höchstselbst bückte, um Tizian den Pinsel aufzuheben.
Eines der berühmtesten Porträts des Kaisers fertigte Tizian im Jahr 1548: Es zeigt den mächtigsten Herrscher des Abendlandes in einem Lehnstuhl. Die Zeichen seines Ranges sind diskret versteckt: Der Orden des Goldenen Vlies auf der Brust, der Degen, die Säule als Hoheitsmotiv. Das ganzfigurige Sitzporträt ist traditionell den Päpsten vorbehalten. Die Physiognomie des 48-Jährigen gibt einen physisch erschöpften Mann wieder – ein Eindruck, den die herbstliche Landschaft im Hintergrund noch unterstreicht. Zugleich wird durch den konzentrierten Blick und die aufrechte Haltung die ungebrochene geistige Kraft des Monarchen sichtbar – eine eindringliche Charakterstudie. Die Ausführung des Gemäldes überließ Tizian in Teilen einem Mitarbeiter seiner Werkstatt, vermutlich dem niederländischen Maler Lambert Sustris. Das Gemälde ist heute in der Alten Pinakothek in München zu bewundern.
Artikelnr.: b3227
* Gilt für Lieferungen nach Deutschland. Lieferzeiten für andere Länder und Informationen zur Berechnung des Liefertermins siehe hier.